Bemerkung: Tanz und Körperarbeit gelten als Luxus der Mittelschicht und Hobby der
Avantgarde. In ein psychologisch/philosophisches Konzept eingebettet setzen sie aber im Zentrum von Diskriminierung und Ausgrenzung an, der Einstellung. Ärmere Länder und Stadtviertel sind von den großen kulturellen und emanzipatorischen Strömungen der Weltkultur abgeschnitten. Sie leiden unter Ausgrenzung und Gewalt. Vielfalt wird nicht als Bereicherung, sondern als Bedrohung erlebt.
Von der Lösung dieser Problematik hängt unserer Ansicht nach die
Zukunft der Offenen Gesellschaft ab. Ohne ein Verständnis von Selbstverantwortlichkeit, für die Pluralität von Lebensstilen und ohne ein Gegengewicht zur im Augenblick dominierenden Modernitätsvermittlung durch einseitig konsumorientierte Medien sind wirtschaftliche Gesundung und die Entwicklung von mehr Demokratie nicht möglich. Für den Zusammenhalt derGesellschaft und auch auf europäischer Ebene brauchen wir ein Konzept integrativer Pädagogik, das grundlegende Gemeinsamkeiten erfahrbar macht. Ästhetische Bildung und Improvisation meinen nicht nur Freiheit zur individuellen Gestaltung, sondern berufen sich auf allen Menschen Gemeinsames, archetypisches, wie Wahrnehmung und Ausdruck des Körpers. Diese differenzierte Körperwahrnehmung und Kreativität sind Voraussetzungen für einen akzeptierenden Umgang mit sich und anderen, also die beste Aggressionsprävention. Tanz kann in der symbolischen Bewegung ausdrücken, was ein Mensch fühlt und kann es so ausdrücken, daß die anderen Menschen es verstehen können. So wird die Schranke der Abgrenzung (die eine Grundlage der Ausgrenzung darstellt) durchbrochen.