PRAXIS UND ERLÄUTERUNG

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In einer Partnerübung zu zweit rollt ein Kind mit dem Gymnastikball über den ganzen Körper des anderen (stehenden) Kindes. (Stephan Mikusch)

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Die nächste Übung erfordert Vertrauen und Sensibilität von beiden Seiten. In der letzten Stunde ist die Grundlage dafür geschaffen worden. Diese, auch aus der letzten Stunde vertraute Übung bereitet die folgende zentrale körpersymbolische Übung so vor, daß nicht Angst und Verspannung überwiegen, sondern von einem sensibilisierten Rücken aus eine gewisse Sicherheit in der intuitiven Bewegungsregulation die Grundlage für ein konstruktives Lernen bildet. (10 Min)

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Der Ball wird mit der flachen Hand gegen die Lende des massierten Kindes gedrückt, welches bei der nächsten Übung die Augen geschlossen hält. Das "blinde" Kind wird nun von dem hinteren Kind durch Druck und Richtungsveränderung des Balles im Raum dirigiert. (George Benson langsam.)
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Mit diesen Übungen aus der Körperarbeit/Empfindungsschulung werden auf nonverbaler Basis die Grundlagen des Verhaltens der Kinder deutlich. Sie ermöglichen uns, intuitive Regelungen und individuelle Vorlieben von Führen und Geführt-Werden "pur" zu erleben und machen Manches deutlich, mit dem prozeßorientiert gearbeitet werden kann. Manche Kinder geraten deshalb in Konflikte mit anderen, weil sie deren Signale nie verstehen. Wir können hier sehen, ob die Ursache mangelnde Sensibilität ist. Dann müßte einzeln mit einer Empfindungsschulung langsam die Reaktionsfähigkeit aufgebaut werden. Oft liegt die Ursache in einer allgemeinen Unruhe des Kindes, daß sich selbst zu sehr bewegt, um andere mitzubekommen. Auch hier sollte nach Massagen, die bestimmte unruhige Energien wegnehmen, langsam die Reaktionsfähigkeit aufgebaut werden. Manche Kinder blockieren sich selbst durch Angst, die ihren Rücken steif und hart wie einen Panzer macht. Durch die vorhergehende Ballmassage sollte diese Angst weg sein. Tritt sie trotzdem bei dieser Übung als Reflex auf die Herausforderung auf, sich blind nur durch Balldruck dirigieren zu lassen, wäre eine schulpsychologische Intervention angemessen, da das Kind eine automatisierte Streßreaktion aufgebaut hat, die neue Erfahrungen unmöglich macht. Natürlich ist es auch interessant, zu beobachten, ob das hintere Kind in der Lage ist, deutlich zu führen. Es gibt bestimmte typische Mißverständnisse in der anfänglichen Deutung darüber, ob ein nach rechts wandernder Ball beispielsweise bedeuten soll, daß das vordere Kind nach rechts oder links gehen soll. Hierbei zeigt sich Führungsfähigkeit. Laut Absprache führt ja das hintere Kind und muß mit einer gewissen Beharrlichkeit auf einer Interpretation bestehen. Dabei kann es sich durchaus auf die Sichtweise des vorderen Kindes einlassen, wenn es bemerkt, daß dieses ein bestimmtes Verständnis mitbringt. Dann aber muß es wieder zu einer klaren und eindeutigen Führung kommen. Auch hier ist prozeßorieniertes Arbeiten möglich, in dem dem führenden Kind Schritt für Schritt der Mut nahe gebracht und bekräftig wird, zu führen und seine Vorstellung zu verwirklichen. (5-X Minuten)
3 Die gleiche Abfolge wird mit umgekehrten Rollen durchgeführt.
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Es ist günstig, in dieser angegebenen Reihenfolge zu arbeiten, da erst die Ballmassage die Grundlage für eine gelungene Kooperation im Führen und Sich-Führen-Lassen schafft. (15 Minuten)
4 Beide Kinder stehen Rücken an Rücken und haben den Ball auf Lendenhöhe zwischen sich eingklemmt. Sie sollen sich dann ohne verbale Absprache zusammen im und durch den Raum bewegen, möglichst ohne daß der Ball hinfällt. (Pinguin Orchestra)
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Die Kinder haben abschließend die Möglichkeit, zu erkunden, in wie weit sie kleinen nonverbalen Hinweisen folgen, sie richtig verstehen und umsetzen können. Beide Kinder haben die Möglichkeit, sowohl zu führen, als auch zu folgen, und wenn die vorhergehenden Übungen gefruchtet haben, kann dieser Abschluß der Empfindungsschulung ein lustiges Erlebnis spielerischen Umgangs mit diesem wichtigen Thema darstellen. (5-10 Min)

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