PRAXIS UND ERLÄUTERUNG

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Ein Kind liegt, und das andere bewegt seinen Arm, wobei das behandelte Kind passiv ist, der Arm also ganz losgelassen werden soll. (Meditationsmusik)

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Um die Signale einer inneren Stimme zu erleben, muß das Kind ruhig sein und loslassen können. In dieser Stunde speziell soll diese gewisse Ruhe die Grundlage dafür bilden, daß die willkürliche Dominanz der nächsten Übung zwar deutlich ausgeübt wird, aber soviel Aufmerksamkeit herrscht, daß nicht gepöbelt und aggressiv ausagiert wird. (2 X 7 Minuten)

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Zu einer wüsten Musik führt ein Kind das andere Kind grob und ohne Einfühlung im Raum herum, läßt es bestimmte Aufgaben machen usw. Das Maß von Gewalt und Rohheit soll zwischen den Kindern mit Hilfe des Lehrers/Künstlers so abgesprochen werden, daß zwar echte Dominanz spürbar wird, das passive Kind aber nicht mißachtet oder überfordert wird. Der passive Part hingegen soll keinen ernsthaften Widerstand leisten. (Monkey Man, Specials)
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Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen erleben die meisten Kinder häufig offene Dominanz, wobei die Art und Häufigkeit physischer Implikationen zwischen Jungen und Mädchen erheblich schwanken kann. Der Hauptwert der Übung besteht somit nicht im Ungewöhnlichen des Erlebnisses, sondern in seiner Offenheit, Transparenz und der Umkehrbarkeit der Rollen. Diese Elemente setzen einen äußerst wichtigen Diskussionsprozeß in Gang. (5-X Minuten)
Wenn durch prozeßorientiertes Arbeiten mehr als die in diesem Stundenaufbau möglichen 15 Minuten nötig werden sollten, empfehle ich, hier abzubrechen, den Prozeß in der nächsten Stunde wiederaufzunehmen und erst einmal mit Übung Drei ein friedliches und versöhnliches Ende zu finden. Es gibt in dieser Stunde auch keinen Rollenwechsel, sondern nach der passiven Bewegung der ersten Übung, bei der die Rollen gewechselt wurden, muß der die passive Dominanz erlitten habende Teil auch passiv eine friedvoll einvernehmliche Führung genießen dürfen. Bei älteren Kindern kann man einen Alternativ-Stundenaufbau anschließen, in dem verbal dominiert wird, was meiner Erfahrung nach als härter erlebt wird.
3 Zu einer sanften Musik führt ein Kind das andere Kind sensibel und liebevoll. Dabei hat der passive Part die Augen geschlossen. Das aktive Kind soll durchaus klare Vorstellungen davon haben, was das passive Kind tun soll, soll es aber mit Achtung, Rücksicht und Sympathie führen. (Melanie: Tamborine Man)
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Diese Übung ist als Abschluß unbedingt wichtig. Da aus Zeitgründen oft nur eine Rollenkombinantion durchgeführt werden kann, sollte man versuchen, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen jeweil eine Schulstunde zu üben. (5 Min)
ad 1,2 Hier sind Thema, Rollenverteilung und emotionaler Gehalt klar. Es ist spannend, zu sehen, wer womit wie umgeht. Für manche ist der gewaltvolle Part auch in der passiven Rolle eher erleichternd, weil sie dann eindeutig keinerlei Verantwortung haben. Umgekehrt wird Herrschaft oft als sehr anstrengend erlebt. Interessant ist es auch, zu sehen, wie Kinder mit einer eindeutigen aber sanften und liebevollen Führung umgehen, ob sie sie als repressive Toleranz erleben oder sich aufgehoben fühlen.

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